martes, 7 de febrero de 2012

Griechen lehnen sich mit Streik gegen Sparauflagen auf

Athen (Reuters) - Trotz der akuten Gefahr einer Staatspleite haben sich die Griechen mit einem Generalstreik gegen Sparauflagen der ausländischen Geldgeber aufgelehnt.
Viele Bürger folgten am Dienstag dem Ruf der Gewerkschaften und legten die Arbeit nieder: In Häfen, Krankenhäusern und Banken ging vielerorts nichts mehr. Der Streik trifft das wirtschaftlich am Boden liegende Land in äußerst prekärer Lage, da die Verhandlungen mit der Troika aus EU, IWF und EZB über neue Milliardenspritzen im Streit um den Reformplan stocken. "Heute müssen wir eine Lösung finden", verlangte ein Regierungsvertreter mit Blick auf das von der Troika geforderte überparteiliche Bekenntnis zu den Sparauflagen. Ein solches Papier sollte noch im Laufe des Tages vorgelegt werden.
Falls Griechenland nicht in den nächsten Tagen zu einer Einigung mit der Troika kommt, ist eine unkontrollierte Staatspleite wohl kaum noch abzuwenden. Die Gewerkschaften hatten jedoch gezielt aufgerufen, sich mit dem Ausstand den Sparauflagen zu widersetzen.
"Wegen des Streiks der Seeleute hat heute kein Schiff den Hafen von Piräus verlassen", sagte ein Sprecher der Küstenwache. Touristen standen an der Akropolis vor verschlossenen Toren, weil die Fremdenführer wegblieben. Und in den staatlichen Krankenhäusern arbeiteten nur Notdienste. Auch die Bankschalter blieben geschlossen. Auf dem zentralen Syntagma-Platz in Athen versammelten sich Streikende. Sie riefen "Nein zu mittelalterlichen Arbeitsbedingungen, Kopf hoch, wehrt Euch".
Die Geldgeber Griechenlands haben klargestellt, dass die in Aussicht gestellten Rettungsgelder in Höhe von 130 Milliarden Euro nur fließen werden, wenn sich die führenden Parteien in Athen auf den Sparkurs verpflichten. Doch die Politiker sträuben sich wegen der im Frühjahr anstehenden Wahlen, die äußerst unpopulären Einschnitte umzusetzen: Gefordert werden unter anderem niedrigere Mindestlöhne und der Verzicht auf Urlaubsgeld.
"STUNDE DER WAHRHEIT FÜR GRIECHENLAND"
Ministerpräsident Lukas Papademos verhandelte bis tief in die Nacht und praktisch bis zum Beginn des Streiks mit Vertretern der Troika. Die Partner verlieren langsam die Geduld mit den Griechen, da aus organisatorischen Gründen die Zeit drängt. Auch in Deutschland erwartet man nun rasche Fortschritte: "Für uns ist entscheidend, dass sich in dieser Woche die griechischen Parteien, die Regierung und das Parlament in Athen in unzweideutiger Weise verpflichten und die Weichen dafür stellen, dass unabhängig vom Wahlausgang im März bestimmte Reformen umgesetzt werden", mahnte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Altmaier, in Berlin.
Es gehe in erster Linie darum, dass in Griechenland endlich strukturelle Reformen angepackt würden. Der Euro-Staat habe mit 10,7 Millionen Einwohnern etwa 1,35 Million Beamte. Deutschland habe mit einer Bevölkerung von mehr als 80 Millionen dagegen 1,75 Million Beamte. "Das ist ein Moment der Wahrheit, den man Griechenland nicht ersparen kann, wenn sich Dinge in die richtige Richtung entwickeln sollen." Ein Blick in die Statistik zeigt zudem, dass die Griechen auch bei der Lebensarbeitszeit noch Luft nach oben haben: Während hierzulande 36,8 Jahre üblich sind, müssen Griechen nur 32,3 Jahre zur Arbeit gehen.
"MANN ÜBER BORD"
Mittlerweile kursiert selbst in der EU-Spitze das Gedankenspiel einer Euro-Zone ohne Griechenland: EU-Kommissarin Neelie Kroes warnte mit Blick auf einen Austritt vor Horrorszenarien. "Wenn ein Mitglied geht, heißt das nicht 'Mann über Bord'", sagte Kroes der niederländischen Zeitung "Volkskrant". Ein Sprecher der EU-Kommission erklärte, die EU-Behörde sei weiterhin dafür, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibt. Kroes Äußerungen stünden hierzu nicht in Widerspruch, da sie einen Austritt weder für wünschenswert noch als realistisch beschrieben habe.
An den Märkten herrscht ohnehin Furcht, dass eine unkontrollierte Pleite Griechenlands verheerende Folgen auslösen würde: "Es ist in niemandes Interesse, wenn Griechenland zahlungsunfähig wird", warnte ein Händler. Die Wahrscheinlichkeit, dass damit eine Lawine ausgelöst werde und vor allem Portugal als nächstes in den Pleite-Strudel geraten könnte, sei sehr groß." Das Gezerre um Griechenland sorgte an den europäischen Aktienmärkten für etwas Ernüchterung. "Die Nerven der Investoren werden weiter strapaziert und Griechenland bewegt sich immer mehr auf eine Pleite zu, die auch für die übrigen europäischen Länder zur Bedrohung wird", erklärte Analyst Daniel Kukalj vom Bankhaus Close Brothers Seydler. Die meisten Indizes setzten ihren Abwärtstrend vom Vortag fort.
 

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